Von Selbstvermarktung, oder:
Erzähl doch mal!
Vor einiger Zeit habe ich ein Essay über Erfolg gelesen. Den Autoren und den Titel habe ich vergessen, aber eine darin zitierte Erfolgsformel ist mir in Erinnerung geblieben:
„Be so good they can’t ignore you“ verstümmelt und verdichtet der amerikanische Comedian Steve Martin seinen Weg nach oben. Man kann nicht behaupten, dass der Mann nicht erfolgreich wäre oder war. Wohl aber, dass die selbstgerecht verkürzte Anmaßung eine ignorante Hohlformel darstellt.
Die Schönen, die Reichen und die ganz schön Reichen sind in einem Punkt ewig einig. Der eigene Erfolg hat aus ihrer Perspektive im ersten Reflex der unkritischen Selbstbeschau ausschließlich mit Leistung zu tun. Und zwar der eigenen. Vielleicht noch mit „Verantwortung“, wie man es oft von den Erben der Handels- und Industriedynastien zu hören bekommt. Da wird gerne schon mal vergessen, dass der Opa als Kriegsgewinnler und Führerliebchen die Grundlagen auf dem Rücken von Zwangsarbeitern geschaffen hat. Na, immerhin die haben wirklich „hart gearbeitet“. Das peinliche Geschwafel von den Arbeitsplätzen erspare ich uns an dieser Stelle, denn sonst wird es wirklich gar zu blöd.
Zurück zum Erfolg - die Ammen vom ambitionierten Sprint vom Tellerwäscher zum Millionär kommen regelmäßig als Motivationsbotschaft daher: „Hör zu, auch du kannst es schaffen, wenn du es nur wirklich willst.“ Sie wirken sedierend und sind doch Ohrfeigen zugleich. Denn sie unterstellen Millionen von hart arbeitenden Menschen, sie arbeiteten eben nicht hart genug. Wie muss das einem Notfallmediziner nach 48 Dienststunden schmecken im Schockraum während eines Terroranschlages?
Erfolg ist eine komplexe Angelegenheit. Und ein eher zufälliger Prozess. Bestimmt wird das neben Talent und Engagement auch durch Timing, Gelegenheiten, Netzwerke, soziale und wirtschaftliche Bedingungen, die nicht allein durch individuelle Fähigkeiten oder Anstrengungen beeinflusst werden können.
Die Erfolgsschwafler, Eigenbiografiekosmetiker und Hurra-Coaches ignorieren sehr bewusst die strukturellen Ungleichheiten. Denn die Annahme, dass man durch Begabung und harte Arbeit gesehen wird, blendet gerne die Realität aus, dass viele Menschen wegen der Ungleichheiten in Bildung, ihrem Zugang zu Ressourcen oder aufgrund von Diskriminierung schlicht und einfach nicht die gleichen Chancen haben. Die Aussage, jeder habe die gleichen Möglichkeiten ist einfach unreflektierter Stuss.
Helmut Schmidt meinte einst, „wer Visionen habe, sollte besser zum Arzt gehen“. Genau genommen geht es ohne Visionen ganz sicher nirgendwohin, schon gar nicht nach vorne. Und natürlich gehören Motivation und Engagement dazu, Talent und Know-How, Netzwerke und Beziehungen, die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen und flexibel auf Herausforderungen zu reagieren, Durchhaltevermögen, also Resilienz und die Fähigkeit, Rückschläge zu überwinden, ein effektives Manegemnt von Zeit und Prioritäten, die positive Einstellung, der Zugang zu den unterschiedlichsten Ressourcen, Feedback und Selbstreflexion.
Wars das? Nö! All das ist nichts, wenn man nicht sichtbar wird. Der französische Schriftsteller Honoré de Balzac schrieb um 1840 in seinen „illusions perdues“: „pour les artistes, le grand problème à resoudre est de se mettre en vue“ - „Für Künstler ist das größte Problem, das es zu lösen gilt, sich im Blickfeld der Öffentlichkeit zu platzieren“. Damit hatte er recht und das galt und gilt bis heute gewiss nicht nur für Künstler.
Es geht um Visibility - Sichtbarkeit, Awareness, Marke und Personenmarke, es geht Zielgruppen, um Kanäle, um Frequenz, Penetration und vieles weitere mehr. Narrativ und Storytelling, das Bild das entsteht und im Kopf bleibt, vielleicht sogar im Herzen.
Bei der Agentur schulzundtebbe kümmere ich mich seit mehr als zwanzig Jahren um Marken, deren Entwicklung, Pflege und Kommunikation: um die kleinen und mittleren Produkt-, Service-, Unternehmens- und Unternehmermarken, um Personenmarken und einiges mehr.
Wer Unterstützung braucht, ob Impuls, Beratung oder Begleitung, ruft mich gerne an.